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Die Liquidität als Lenkungsgrösse verstehen

21. April 2011

Das Wirtschaften ist durch die jederzeitige Zahlungsfähigkeit definiert. Solange jemand seine Rechnungen bezahlen kann, ist er noch “dabei”. Wenn er das nicht mehr kann, scheidet er aus. Es lohnt sich also, die Liquidität zu verstehen. In der Praxis noch nicht so häufig anzutreffen ist die Mittel- oder Geldflussrechnung, welche die Lücke zwischen Bilanz und Erfolgsrechnung schliesst. Der Geldfluss oder Cash flow ist der Saldo der flüssigen Mittel, welcher dem Unternehmen während einer Periode zu- oder abfliesst. Die Berechnung lässt Aussagen über Liquidität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens zu. Mit den nachfolgenden Ausführungen soll einerseits dieses Instrument in einem Beispiel kurz erläutert und andererseits dessen Nutzen für Kleinunternehmen – vor allem im Rahmen der Finanzplanung – aufgezeigt werden.

Was ist eine Geldflussrechnung?

Die Geldflussrechnung umfasst einen Zeitraum, gleich wie die Erfolgsrechnung. Der Geldfluss oder Cash flow ist der Saldo der flüssigen Mittel, welcher dem Unternehmen während einer Periode zu- oder abfliesst. Die Geldflüsse werden dabei strukturiert dargestellt und zwar nach
Geschäftstätigkeit, Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit.

Geldfluss aus Geschäftstätigkeit

Der operative Cash flow berechnet sich aus den liquiditätswirksamen Erträgen (Geldzuflüsse) abzüglich den liquiditätswirksamen Aufwendungen (Geldabflüsse). Vereinfacht gesagt spricht man beim Cash flow häufig vom „Reingewinn vor Abschreibungen”.
Im nächsten Schritt werden diejenigen Bilanzveränderungen einbezogen, welche zum Umlaufvermögen bzw. zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gehören. Erhöht sich zum Beispiel der Debitorenstand (offene Guthaben), wird zusätzliches Geld gebunden. Steigen hingegen die Kreditoren (offene Rechnungen) werden die flüssigen Mittel geschont.
Der Cash flow aus Geschäftstätigkeit ist ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Finanz- und Ertragskraft. Er zeigt – über mehrere Perioden betrachtet – ob die selbst erarbeiteten Mittel ausreichen, um die Existenz der Firma langfristig zu sichern.
Berechnungsbeispiel der Pinus AG: Cash flow aus Geschäftstätigkeit:

Cash flow aus Geschäftstätigkeit Geldfluss 2009
Unternehmensgewinn- / Verlust: 50’000.-
Zuzüglich nicht geldwirksame Aufwendungen und
nicht geldwirksame Ertragseinbussen (+):
Wertabnahme Wertschriften
Abschreibungen 25’000.-
Wertabnahme Vorräte, angefangene Arbeiten 5’000.-
Wertabnahme Debitoren, Trans. Aktiven 10’000.-
Wertzunahme Kreditoren, Trans. Passiven
Zunahme Rückstellungen
Abzüglich nicht geldwirksame Erträge und nicht
geldwirksame Aufwandminderungen(-):
Wertzunahme Wertschriften
Gewinn auf Anlagevermögen
Wertzunahme Vorräte, angefangene Arbeiten
Wertzunahme Debitoren, Trans. Aktiven
Wertabnahme Kreditoren, Trans. Passiven -30’000.-
Abnahme Rückstellungen -5’000.-
Total Geldzufluss (+) bzw. Geldabfluss (-)  55’000.-
aus Geschäftstätigkeit = Cash flow

Geldfluss aus Investitionstätigkeit

Hier werden die Zahlungsflüsse aus dem Erwerb und der Veräusserung langfristiger Vermögenswerte dargestellt. Der Investitionsbereich betrifft das Anlagevermögen – eine Zunahme im Anlagevermögen bedeutet in der Regel eine Abnahme im Geldbestand (z.B. mehr Mobilien, dafür weniger Geld) oder zusätzliches Fremdkapital.
Die Banken interessiert, ob ein Unternehmen in der Lage ist, das Fremdkapital nicht nur zu verzinsen, sondern auch innerhalb einer angemessenen Frist zu amortisieren. Ausgangpunkt dafür ist der so genannte Free Cash flow (frei verfügbarer Cash flow).

Cash flow aus Investitionstätigkeit Geldfluss 2009
Geldfluss aus Geschäftstätigkeit 55’000.-
Investitionen (-):
Wertschriften, Geldanlagen
Mobile Sachanlagen -20’000.-
Immobile Sachanlage
Immaterielle Anlagen, Aktivierter Aufwand
Desinvestitionen (+):
Wertschriften, Geldanlagen
Mobile Sachanlagen  5’000.-
Immobile Sachanlagen
Immaterielle Anlagen, Aktivierter Aufwand
Cash flow aus Investitionstätigkeit 15’000.-
Free Cash flow (Innenfinanzierungs- Überschuss (+), Manko (-) 40’000.-

Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit

Bei dem Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit werden die Zuflüsse und Rückzahlungen von langfristigem Fremdkapital und Eigenkapital dargestellt. Daraus resultiert dann der Saldo der Veränderung der Geldmittel, gegenüber der Vorperiode.

Cash flow aus Finanzierungstätigkeit Geldfluss 2009
Free Cash flow 40’000.-
Finanzierung (+):
Zusätzliches Fremdkapital
Zusätzliches Eigenkapital
Definanzierung (-):
Tilgung Fremdkapital  -12’000.-
Rückzug Eigenkapital
Cash flow aus Finanzierungstätigkeit -12’000.-
Veränderung der Geldmittel (Kasse, Bank) 28’000.-

Nutzen der Geldflussrechnung für das Unternehmen

Liquidität ist eine Kernfrage im Unternehmen. Sie finanziert die Geschäftstätigkeit und sichert damit das Überleben der Unternehmung ab.
Die Geldflussrechnung welche im Zusammenhang mit der Jahresrechnung erstellt wird, gibt Auskunft über die Zahlungsströme bzw. die Geldflüsse in der abgelaufenen Rechnung. Über mehrere Perioden betrachtet kann daraus interpretiert werden ob die selbst erarbeiteten Mittel ausreichen um die Existenz der Firma langfristig zu sichern.
Bei Neugründungen und im Zusammenhang mit strategischen Weiterentwicklungen von Unternehmungen werden in der Regel Businesspläne erarbeitet. Die Finanzielle Planung stellt ein zentrales Kapitel im Businessplan dar. Dabei werden einerseits geplante Investitionen und die vorgesehene Finanzierung erläutert und andererseits die daraus resultierenden finanziellen Auswirkungen in Planrechnungen dargestellt.
Die daraus ersichtlichen Geldströme stehen heute zunehmend im Interesse. So kann in der Plan-Geldflussrechnung beispielsweise herausgelesen werden, ob genügend Mittel erwirtschaftet werden, um die gegenüber dem Finanzierungspartner in Aussicht gestellten Amortisationszahlungen tatsächlich zu leisten. Es wird auch ersichtlich, ob ausreichend Liquidität eingeplant ist, um allfällige Ertragsschwankungen aufzufangen. Dabei macht es unter Umständen auch Sinn, dass die Geldflussrechnung nicht über ein ganzes Jahr gerechnet wird, sondern wenn die Perioden verkürzt werden um die Liquidität jederzeit sicherzustellen. Weiter zeigt sich, in welchem Umfang Mittel für die Wachstumsfinanzierung gebunden werden. (z.B. wachsendes Warenlager, steigender Debitorenstand).